Nordhessische … Kolumne: Microblogging im journalistischen Alltag [Update]

Kolumne: Microblogging im journalistischen Alltag [Update]

Abstract

Seit Juni 2009 nutzen wir den Microblogging-Dienst Twitter, vor ein paar Tagen kam auch Identi.ca dazu. Während viele „alte Medien“ solche Dienste lediglich als weiteren Kanal zum Senden von Informationen verwenden, ist natürlich auch ein Empfangen und Kommunikation möglich. Die folgende Kolumne erläutert die Konzepte beider Dienste an Hand mehrerer Beispiele und zeigt, wie Microblogging im journalistischen Alltag verwendet werden kann.

Microblogging ist vom Namen her eine äußerst rudimentäre Form des Bloggens, wobei Blog wiederum eine Kurzform für Weblog ist – „Web-Tagebuch“. (Dem entsprechend sind Blogs häufig subjektiv und persönlich geschrieben. Auf weitere Details darüber wollen wir hier aber nicht eingehen.) Das so genannte Microblogging kann man sich nun wie eine Art „SMS-Newsletter“ vorstellen: Man hat 140 Zeichen, um sein Anliegen kundzutun. Lesen kann diese Meldungen nun jeder, da sie im Internet veröffentlicht werden. Um keine Meldung einer bestimmten Person oder Institution zu verpassen, kann man deren Meldungen abonnieren (Identi.ca: subscribe) oder ihnen „folgen“ (Twitter). Dies funktioniert dabei in beiden Richtungen, d. h. als Sender von Meldungen kann ich auch gleichzeitig Empfänger sein (und andere abonnieren bzw. ihnen folgen).

Verwendung von Microblogging

Vergleicht man dieses Konzept nun allerdings mit der tatsächlichen Verwendung in der Kommunikation von Unternehmen oder Medien, so fällt auf, dass Microblogging häufig nur als weiterer Kanal zum Verbreiten von Informationen verwendet wird, also in eine Richtung. Deren Kanäle unterscheiden sich damit kaum von den klassischen Nachrichtentickern oder den Überschriften der so genannten News-Feeds. Meldungen anderer werden eher selten empfangen, was auch damit zusammenhängen könnte, dass weder Twitter noch das auf der Opensource-Software Laconica basierende Identi.ca ihre Nutzer identifizieren lassen. Ein Beispiel aus dem hessischen Wahlkampf ist der Kanal des SPD-Kandidaten Thorsten Schäfer-Gümbel: Während unter twitter.com/tsghessen „Das Original“ twittert, ist unter twitter.com/tsghessenspd „Der Echte“ unterwegs. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man den entsprechenden Links auf der offiziellen Homepage desjenigen folgt, wie z.B. bei Nordhessische.de im Artikel Nordhessische.de jetzt auch bei Twitter! genannt.

Kommunikation mit Anderen und dem Leser

Die Kommunikation mit Anderen ist schon oben beschrieben: Man abonniert ihre Kanäle und wird automatisch über Neuigkeiten informiert, ähnlich dem traditionellen Faxgerät in der Redaktion, welches die neuesten Pressemitteilungen ausdruckt. Auf die Art und Weise lässt sich Kontakt zu Menschen oder Organisationen herstellen, die eine Redaktion bislang nicht mit Pressemeldungen bedacht haben, was neue Sichtweisen eröffnet.

Zudem kann man über die Liste der Abonnenten in direkten Kontakt mit dem Leser treten bzw. der Leser kann über so genannte Antworten auf Meldungen eines Mediums direkten Kontakt mit diesem aufnehmen. Der Artikel über die Gründung des Kasseler Kreisverbandes der Piratenpartei ist so entstanden. Der Vorteil für eine boulevardeske Publikation liegt auf der Hand: Man ist näher an den Menschen. Und auch das Leser-, und damit Kundenfeedback, erhältlich man direkt ohne Umfragen oder „Beiräte“.

Schreiben von Meldungen

Abgesehen von der Beschränkung auf 140 Zeichen, die allerdings auch beim Schreiben angezeigt werden, gibt es nicht viel zu beachten. Links zu anderen Webseiten können mit Hilfe so genannter Kurz-URL-Dienste verkürzt werden, um Platz zu sparen. Der Nachteil ist allerdings, dass das eigentliche Linkziel verschleiert wird. In Zeiten von durch Internetzensur gesperrten Webseiten kann hinter solch einer URL stets eine böse Überraschung stecken.

Sowohl Twitter als auch Identi.ca bieten Schlagworte, so genannte Tags und Antworten an andere Nutzer an. Tags werden mit einer vorangestellten Raute # gekennzeichnet und über die Suchfunktion lassen sich so alle Meldungen zu einem bestimmten Schlagwort finden – wie man es auch von einem Lexikon kennt. Antworten beginnen mit dem @-Zeichen gefolgt vom Namen des Nutzers. In obigem Beispiel über den Artikel zur Piratenpartei hat Nordhessische.de die Kasseler Piraten über @PiratenKS angesprochen. Antworten an einen erscheinen immer auch im eigenen Profil, so dass man selbst darauf wieder antworten kann. Die Kasseler Piraten haben das mit @Nordhessische getan.

Identi.ca: Gruppen als „Livestream“

Im Gegensatz zu Twitter bietet Identi.ca darüber hinaus auch noch Gruppen an. Gruppen enthalten alle Nachrichten, die zu einem bestimmten Thema passen, ähnlich den Tags. Ist man einer Gruppe beigetreten, so werden unter Personal nicht nur alle eigenen und die Meldungen von Subscribern angezeigt, sondern zusätzlich alle Meldungen der Gruppen. Damit hat man praktisch einen „automatischen Livestream“ Zusätzlich werden Gruppen allerdings administriert und lassen sich mit Metainformationen ausstaffieren. Nordhessische.de hat daher gleich die Gruppen Kassel und Nordhessen gegründet.

Robert Bienert